Außenhandelsstandort Norddeutschland

Deutschland lebt vom Außenhandel und von der Verflechtung in die Weltwirtschaft. Der Außenhandel und die Außenwirtschaft garantieren unseren Wohlstand. Rund 28 Prozent der deutschen Arbeitsplätze hängen direkt oder indirekt allein vom Export ab.1

Mit ihrer jahrhundertelangen Außenhandelstradition ist die Metropolregion Hamburg nicht nur für den Norden, sondern für ganz Deutschland die zentrale Drehscheibe für den Außenhandel. Diese Geschichte hat starke Außenhandelsunternehmen mit fachkundigen Beschäftigten hervorgebracht, die auf eine gute Infrastruktur im Hinblick auf Hafen und Seeverkehr, Flughafen, Schienen- und Fernstraßennetz, Logistiker sowie ein spezialisiertes Unternehmensnetzwerk durch Banken, Versicherer, Verbände und Dienstleister zurückgreifen können. Für die Aus- und Weiterbildung von Fach- und Führungskräften in der Außenwirtschaft gibt es exzellente Institutionen, die hier hochspezialisiert sind. Diesen bedeutenden Wirtschaftsstandort zu stärken ist ein zentrales Anliegen von NORDHANDEL.

In den vergangenen Jahren haben sich die Rahmenbedingungen für den Außenhandel in Deutschland immer wieder verändert und werden durch die Politik im Bund und in den Ländern fortlaufend beeinflusst. Durch neue Wettbewerber auf der globalen Bühne, die häufig unter leichteren Bedingungen agieren, geraten viele deutsche Unternehmen im Wettbewerb zunehmend unter Druck.

NORDHANDEL begleitet diese Prozesse konstruktiv und setzt dabei auf vitalen Freihandel durch den Abbau von Handelshemmnissen und die Stärkung multilateraler Abkommen. Offene Märkte und internationaler Handel sind der Schlüssel, um den Stellenwert des Außenhandels weiterhin zu sichern.

NORDHANDEL fordert:
• Wirtschaftsstandort durch gemeinsame Kraftanstrengung stärken
• Synergien der Metropolregion Hamburg besser nutzen
• Digitale Transformation begleiten und unterstützen
• Deutschland als Markt international attraktiv halten
• Unternehmerisches Engagement im Ausland sichern
• Freihandelsverträge nicht verzögern und Akzeptanz steigern

Kraftanstrengung zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts

Vor dem Hintergrund stetig neuer und stärker werdender Wettbewerber auf den internationalen Märkten muss eine gemeinsame Kraftanstrengung auf regionaler, nationaler und europäischer Ebene unternommen werden, um den Wirtschaftsstandort Deutschland und insbesondere die Metropolregion Hamburg zu stärken. Globale Kräfteverschiebungen erfordern ein besonders umsichtiges Handeln bei der Förderung eines modernen Außenhandels auf der einen Seite und der Vermeidung von Hindernissen für denselben auf der anderen Seite.

Für die Entwicklung des Standorts ist eine optimale Nutzung der Stärken in der Metropolregion Hamburg wesentlich. Sie ist Knotenpunkt der zentralen europäischen Verkehrsachsen zwischen Skandinavien, Süd-, West- und Osteuropa. Mit 5 Millionen Menschen, die hier beschäftigt sind, kommt ihr eine enorme wirtschaftliche Bedeutung zu. Die gute Zusammenarbeit in dieser Region ist ein elementares Anliegen der Mitglieder von NORDHANDEL. In der regionalen Zusammenarbeit der norddeutschen Länder gibt es bereits gute Ansätze, die aber noch Potenzial für weitere Ausgestaltung lassen. Dafür ist es zwingend notwendig, dass alle Länder zusammenarbeiten und Synergien genutzt werden.

Mit Blick auf außenwirtschaftliche Aktivitäten bieten die günstigen Lagen der norddeutschen Seehäfen große Möglichkeiten. Um diese zu nutzen, gilt es für die norddeutschen Länder die Hafenkooperation zu forcieren und weniger untereinander in Wettbewerb zu treten. Nur gemeinsam können Hamburg, Bremen, Bremerhaven und Wilhelmshaven sowie weitere norddeutsche Häfen im Wettbewerb mit den großen europäischen Häfen wie Rotterdam und Antwerpen sowie weltweit mithalten.

Zukunft des Außenhandels gestalten

Die digitale Transformation verändert das wirtschaftliche Umfeld global, stellt bisherige Geschäftsmodelle infrage und gibt gleichzeitig Raum für neue Geschäftsansätze. Bisherige Lösungen müssen fortlaufend überprüft und weiterentwickelt werden.

Insgesamt ist es von entscheidender Bedeutung, dass die bürokratischen Hürden für den Außenhandel auf einem Niveau gehalten werden, welches die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft im Ausland nicht gefährdet. Noch genießt Deutschland einen hervorragenden Ruf in der Welt. Die steigenden Anforderungen des deutschen Marktes werden jedoch zunehmend im Ausland auch als Protektionismus wahrgenommen. Andere Märkte werden deutlich attraktiver. Ein von der Politik ausreichend unterstützendes regulatorisches Umfeld und Augenmaß bei den bürokratischen Anforderungen an den Außenhändler ist dringend erforderlich.

Dabei spielt beispielsweise die kluge Umsetzung klimapolitischer Ziele eine wesentliche Rolle. Die deutsche Wirtschaft ist Vorreiter bei Technologien für Erneuerbare Energien, Energieeffizienz oder der Kreislaufwirtschaft. Von staatlicher Seite wird jedoch u.a. durch parteitaktischen Opportunismus in vielen Bereichen, die auch den Außenhandel berühren, Planungsunsicherheit geschaffen, die zu vermeidbaren Herausforderungen führen.

Unternehmerisches Engagement im Ausland sichern

Teilweise führen politische Entscheidungen kurzfristig zu disruptiven Einschnitten bei Unternehmen, sei es dadurch, dass man sich von heute auf morgen aus Geschäften zurückziehen muss oder die regulatorischen Anforderungen für KMU nicht mehr zu stemmen sind. Um dies zu verhindern, ist eine Politik notwendig, die für Unternehmen gute Rahmenbedingungen und Planungssicherheit schafft. Nur so kann sichergestellt werden, dass KMU auch zukünftig erfolgreich Außenhandel betreiben und im Ausland investieren können. Allzu große bürokratische Belastungen und Pflichten sind kontraproduktiv. Maßnahmen wie das nationale Lieferkettengesetz führen zu einer einseitig starken Belastung insbesondere für kleine- und mittlere Außenhandelsunternehmen. Statt für mehr Nachhaltigkeit und Einhaltung von Menschenrechten zu sorgen, führt dies zu einem Abzug von Unternehmen, die mit ihrem Engagement bislang zu mehr Wohlstand, höherem Lebensstandard und besserer Bildung in Drittstaaten beigetragen haben. Den freiwerdenden Platz nehmen dann womöglich Akteure ein, die die Einhaltung von Menschenrechten weniger ernsthaft betreiben oder gar bewusst unterlaufen. Es ist daher essenziell, dass bei der Schaffung derartiger gesetzlicher Rahmenbedingungen maßvoll und praxisorientiert vorgegangen wird. Ohne angemessene Beteiligung der Expertinnen und Experten aus der Praxis, ist die Gefahr für den deutschen Außenhandel groß. Zudem sind internationale Regelungen grundsätzlich nationalen Einzelmaßnahmen vorzuziehen.

Akzeptanz für Freihandel steigern: Freihandel sichert Wohlstand weltweit!

Solange global geltende Regularien auf Basis des multilateralen Regimes der WTO schwer umsetzbar sind, bleiben Freihandelsabkommen ein geeignetes Instrument, um Wohlstand weltweit zu sichern und zu steigern. Deshalb darf der Abschluss neuer Freihandelsverträge nicht unnötig verzögert werden. Zugleich müssen bestehende Verträge fortlaufend auf ihre Qualität hin überprüft und ggf. neu verhandelt werden. Handelskriege, wie sie in den letzten Jahren beispielsweise zwischen den USA und China zu beobachten waren, schaden der Weltwirtschaft, mindern Wohlstand und müssen u.a. durch Handelsverträge unbedingt vermieden werden. Bedauerlicherweise herrscht auch in großen Teilen der Bevölkerung starke Skepsis gegenüber Freihandelsabkommen wie CETA, Mercosur und TTIP. Häufig gründen diese Bedenken auf fälschlichen Annahmen über Auswirkungen und einer unzureichenden Kenntnis über die enormen Vorteile von Freihandel.

Um die Skepsis zu mindern, ist es nötig, dass die Politik in der öffentlichen Diskussion verantwortungsvoll kommuniziert.

Darüber hinaus müssen bereits ausverhandelte Verträge wie CETA und Mercosur umgehend durch die deutsche Politik ratifiziert werden, damit Sie Inkrafttreten können. Eine weitere Verzögerung schadet dem internationalen Ansehen der Bundesrepublik als zuverlässigem Handelsstandort.

[1] Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (Hrsg.): Fakten zum Deutschen Außenhandel, S. 3.