Digitalisierung

Die Digitalisierung ist allgegenwärtig, sie greift in alle Lebensbereiche ein und bedeutet damit auch für den Handel eine einschneidende Revolution. Die Chancen sind groß. Voraussetzung für die Digitalisierung ist ein aktives Auseinandersetzen mit den technologischen Möglichkeiten und eine funktionierende und ausbaufähige digitale Infrastruktur. Im weltweiten Vergleich der Industrie- und Handelsnationen ist Deutschland allerdings gerade in diesem Bereich noch kein Vorreiter. Es besteht folglich ganz grundsätzlich Aufholbedarf, und zwar einerseits mit Bedacht – Stichwort Datenschutz – und andererseits mit Schwung – Stichwort Technologiestandort. Denn die Digitalisierung hat Einfluss auf verschiedenste Faktoren, die die Wirtschaftskraft ganzer Regionen langfristig beeinflussen: von der schulischen Bildung über vernetztes lebenslanges Lernen und Arbeiten bis hin zu verschiedensten übergeordneten Maßnahmen, um das Land, seine Menschen und Arbeitsplätze sicher digital nach vorne zu bringen. 

NORDHANDEL fordert:
• Bund und Länder dazu auf, die notwendige digitale Infrastruktur in Unternehmen und Bildungseinrichtungen bereitzustellen. Dazu gehört vor allem der Ausbau des Breitbandnetzes und die Abdeckung mit Glasfaseranschlüssen, damit der Weg frei ist für Gigabitnetze.
• Kommunen dazu auf, eine Verknüpfung von stationären und Onlinehandel durch städtebauliche Maßnahmen zu unterstützen.

Ausbau der digitalen Infrastruktur

Für die gesellschaftlichen und industriepolitischen Ambitionen der Digitalisierung sind Gigabitnetze für Unternehmen und Bürger unabdingbar. [1] Eine aktuelle Studie kommt zu dem Ergebnis, dass deutsche Unternehmen lediglich zehn Prozent ihres digitalen Potenzials nutzen. Mit dem optimalen Ausschöpfen der Möglichkeiten ist dieser Studie zufolge ein jährliches Wachstum des Bruttoinlandsproduktes um einen Prozentpunkt oder rund 500 Milliarden Euro pro Jahr bis 2025 realistisch. [2] 

Die Digitalisierung muss ebenfalls in den Bildungseinrichtungen Einzug halten. Aus dem Bundesministerium für Bildung und Forschung kam bereits 2016 die Zusage, 40.000 Schulen – öffentliche und private Grundschulen, weiterführende Schulen und Berufsschulen – bei der Digitalisierung zu unterstützen. Dafür kündigte das Ministerium eine Finanzspritze in Höhe von fünf Milliarden Euro an, um bis 2021 die Schulen mit Breitbandanbindung, WLAN, Servern, Whiteboards und Beamern auszustatten. NORDHANDEL sieht bei der Digitalisierung der Schulen akuten Handlungsbedarf und appelliert an den Bund, dieses Vorhaben bis spätestens 2021 gezielt umzusetzen. Gleichzeitig sind die Länder gefordert, Lehrkräfte durch Aus- und Fortbildung auf das digitale Zeitalter vorzubereiten. Als Kompetenzzentrum für digitales Wissen unterstützt NORDHANDEL Unternehmen auf dem Weg in die Digitalisierung. Zu den Angeboten zählen Online-PraxisForen des AGA Unternehmensverbandes und Webseminare über das INW – Bildungswerk Nord e.V., dem deutschlandweit ersten Bildungswerk eines Unternehmensverbandes in Deutschland. Weitere Mitgliedsverbände machen in diesem Themenbereich konkrete Angebote.

Verzahnung des Online- und Offline-Handels

Der Online-Handel in Deutschland boomt. Im zweiten Quartal 2017 vermeldete der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Umsätze von knapp 14 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum lag das Wachstum demnach bei zwölf Prozent. [3] Aktuell hat der Online-Handel einen Marktanteil von zehn Prozent. Gerade beim innerstadtrelevanten Sortiment, zum Beispiel bei Bekleidung und Schuhen, ist der Wert noch höher. Bei Damen- und Herrenbekleidung liegt der Online-Anteil im Schnitt bei rund einem Viertel. Bis 2025 werden sogar 36 Prozent prognostiziert. [4] 

Um auch in Zukunft erfolgreich zu sein, müssen stationäre Einzelhändler sowohl Offline- als auch Onlinehändler sein. Auch wenn Kunden ihre Ware im Internet einkaufen, holen sie diese zum Teil direkt im Geschäft ab. Daher kommt es darauf an, den Kunden einen Mehrwert zu bieten, in dem das Einkaufserlebnis in den Innenstädten als eine wichtige Kernkompetenz des stationären Einzelhandels noch stärker herausgestellt wird. Dazu zählt auch die städtebauliche Attraktivität, zu der die Kommunen einen ganz entscheidenden Beitrag leisten können.

Weitere Informationen:

McKinsey (2017): „Wirtschaftswunder – Wunsch oder Wirklichkeit?“.
McKinsey & Company (2016): „Digital Europe: Pushing the frontier. Capturing the benefits“.

[1] Vgl. Henseler-Unger, Dr.: Mehr Bandbreite. Drei zentrale Fragen der Breitbandpolitik, in: Bundesnetzagentur (Hrsg.): „Vernetzt 2/2017, S. 12-13.
[2] Vgl. McKinsey & Company: Digitalisierung: Deutschland verschenkt 500 Milliarden Euro Potenzial, online unter: www.mckinsey.de/digitalisierung-deutschland-verschenkt-500-milliarden-euro-potenzial.
[3] Vgl. BEVH: Weiteres Umsatzplus im Online-Handel – Steigerung von 11,1 Prozent im 1. Halbjahr 2017 gegenüber Vorjahr, PM vom 14.07.2017, online unter: www.bevh.org/presse/pressemitteilungen/details/datum/2017/juli/artikel/weiteres-umsatzplus-im-online-handel-steigerung-von-111-prozent-im-1-halbjahr-2017-gegenueber-vor/.
[4] Vgl.: Business & People. Das Wirtschaftsmagazin aus der Metropolregion Hamburg (Ausgabe 15, 2017): Der Hamburger Handel plant eine eigene Digital-Akademie, S. 10.